Hammermühle Neunzehnhain bei Wünschendorf
Neunzehnhain ist eine kleine, zur Stadt Pockau-Lengefeld gehörige Siedlung im sächsischen Erzgebirge. Die vom
Bornwald umgebene Häusergruppe liegt im Tal des Lautenbaches auf einer Höhe von 450 m. Oberhalb von Neunzehnhain befindet sich die Talsperre Neunzehnhain II und unterhalb die
Talsperre Neunzehnhain I.
Im Jahre 1550 wird in Neunzehnhain, im Amt Augustusburg, ein besessener Mann mit dem Besitz von einer Hufe erwähnt.
1692 entsteht an diesem Ort ein Eisenhammer, der Zschopenhammer aus
Waldkirchen, wurde samt Pochwerk und Eisenschmelze, hierher verlegt und war bis 1729 in Betrieb. Später gab es eine Brettmühle,
die als „Hammermühle“ bis 1955 betrieben wurde. Beide Anlagen wurden mit Wasserrädern, über den Mühlteich und
Mühlgraben, betrieben. Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1834 und 1890 von 75 auf 121. Dann ging sie durch den Bau der Talsperre
Neunzehnhain I für die Trinkwasserversorgung von Chemnitz und die damit verbundene Umsiedlung einiger Familien bis 1910 auf 57 zurück. Sie erreichte mit 35 Menschen 1946 einen
Tiefpunkt, nachdem bei einem Luftangriff auf die Talsperren durch alliierte Bomber im Jahr 1945 sechs der acht vorhandenen Gebäude zerstört worden waren.
Im Ausflugslokal Hammerschenke, auch Gaststätte "Zur Hammermühle" genannt, wurde Anfang der 1960er Jahre ein
Hydrobiologisches Laboratorium des Zoologischen Institutes der Universität Leipzig eingerichtet. Heute ist das Gebäude ökologische Station der Fakultät Forst-, Geo - und
Hydrowissenschaften der Technischen Universität Dresden.
Ende 2007 wurde das einzige neben der ökologischen Station noch vorhandene Wohngebäude, die ehemalige Dreherei,
abgerissen.
Die Einwohner von Neunzehnhain waren seit 1840 nach Waldkirchen/Erzgebirge und ab 1900 nach Börnichen/Erzgebirge gepfarrt. Politisch gehörte die
Siedlung bis 1876 zu Börnichen und war danach eigenständig.
Am 1. Oktober 1948 kam die Siedlung zu Wünschendorf und wurde am 1. Januar 1999
mit diesem nach Lengefeld eingemeindet.
In der Talaue des Lautenbaches hatten sich zahlreiche industrielle Anwesen angesiedelt. Neben verschiedenen Brettmühlen und
zwei Hammerwerken gab es unter anderem eine Leimfabrik, eine Spinnerei, sowie ein Kalkwerk mit mehreren Brennöfen.
Den Ort Neunzehnhain bewohnten um 1900 rund 100 Einwohner. Der Ortskern von Neunzehnhain befand sich am Sägewerk der Hammermühle,
wo auch eine Mehlmühle, eine Bäckerei und eine Dreherei, in der zwölf Dreher in Arbeit und Lohn standen, ansässig waren.
Neunzehnhain war ein viel besuchtes Ausflugsziel. Gegenüber der Gaststätte "Hammermühle" befand sich ein
Logishaus. Insgesamt waren in Neunzehnhain 25 Fremdenzimmer für Übernachtungen vorhanden. In dem im rustikalen Stil eingerichteten Saal der Hammerschänke fand
jeden Donnerstag Reunion (Gesellschaftsball) statt.
Der aus Wünschendorf stammende Heimatschriftsteller Walter Findeisen hat mit seinem Ende der zwanziger Jahre erschienenen
Buch "Die Dreher-Annel vom Lautenbachtal" den Neunzehnhainern ein Denkmal gesetzt. Die Handlung führt in die Zeit um 1846, berichtet von Liebe, Leidenschaft, Leid,
Vergeltung und sich finden, in dem romantischen Erzgebirgstal.
Hammermühle und Hammerschenke
Als um 1900 herum die Stadt Chemnitz zur Erweiterung ihrer Trinkwasserversorgung das Lautenbachtal
zur Anlegung von zwei Talsperren ausersehen hatte, wurden zur Reinhaltung alle im Wassereinzugsgebiet vorhandenen Anwesen aufgekauft und nach und nach
abgebrochen. Alle Ansiedlungen im Einzugsgebiet sollten ausgesiedelt werden. Das traf auch für Neunzehnhain zu. Die Einwohner setzten dem Beschluss heftigen Widerstand
entgegen.
Nach siebenjährigen Kampf des damaligen Bürgermeisters Willi Schmidt mit der Stadt Chemnitz entschied das Oberverwaltungsgericht Dresden am
28. März 1922, dass die beantragte Enteignung des Ortes abgewiesen wurde und die Ansiedlung erhalten bleiben soll. Damit die Abwässer nicht in die Talsperre gelangen, entstand
ein Umlaufkanal.
Nach und nach wurden die im Lautenbachtal gelegenen Anwesen abgerissen.
1945 brannten bei einem amerikanischen Luftangriff das Logishaus und zwei Wohnhäuser von Neunzehnhain ab. Das Sägewerk, als Hammermühle bekannt,
stellte 1955 seinen Betrieb ein. 1964 gaben auch die Besitzer die Gaststätte auf.
Das Gebäude wird nun von der Technischen Universität Dresden genutzt.
Alles über die Hammermühle Neunzehnhain wird sehr ausführlich in der
2015 herausgegebenen Chronik von Reinhard Schmidt erzählt.
Leider war diese Chronik sehr schnell vergriffen.
Am 21. Mai 2015 stellte der Autor Reinhardt Schmidt aus Chemnitz sein Werk über das schöne Lautenbachtal bei
Wünschendorf vor.