Umgebung Wünschendorf Erzgebirge

Die allgemeine Entwicklungsgeschichte der Mühlen in Sachsen, besonders im Erzgebirge und in der Umgebung von Wünschendorf.

Die Geschichte der Mühlen beginnt mit dem Anbau von Getreide durch sesshaft gewordene Nomaden. Verbunden mit dem Anbau von Getreide ist die Notwendigkeit der Zerkleinerung, die anfangs mithilfe sogenannter "Reibsteine" geschah: auf einem flachen Bodenstein wird mit einem zweiten, abgerundeten Stein das Getreide zerrieben.

 

Etwa um 4000 v. Chr. ist in Altbabylon und später auch bei den Ägyptern und Assyrern diese frühe Mahlsteintechnik nachweisbar. Auf einer nächsten Stufe der Mahltechnik Entwicklung finden sich Mörser, in denen das Getreide zerstampft wird. Aus diesen Mörsern entwickeln sich allmählich der sogenannte Trog bzw. Handmühlen (Querne), bei denen in einem gleichmäßig ausgehöhlten Bodenstein ein Drehstein mittels eines Handgriffs in drehende Bewegung versetzt wird.

Bild: Ölmühle Pockau 1980
Ölmühle Pockau 1980
Bild: Mühlstein Hofmühle Pfaffroda
Mühlstein Hofmühle Pfaffroda

In der nächsten Entwicklungsstufe finden sich durch Tierkraft angetriebene Mühlen. Der Dreh- oder Läuferstein wird mit einer Deichsel ausgerüstet und in einem immerwährenden Kreislauf dreht das Tier den Läuferstein auf dem Bodenstein und zermahlt dabei das Getreide zwischen den beiden Steinen. Anstelle der Tiere wurden vielfach auch Menschen für diese Arbeit eingesetzt.

Die nächste Stufe in der Entwicklung der Mühlentechnik stellt die Erfindung des Wasserrades dar. Rund 3000 Jahre vor Christie legten die Sumerer im Zweistromland Mesopotamien Felder mit Bewässerungsgräben an. Treträder zum Schöpfen von Wasser auf die Felder sind bereits 1200 v. Chr. dort bekannt. Aus diesen Tretmühlen wird, wahrscheinlich um 300 vor Christie, ein von Wasserkraft getriebenes Wasser Schöpfrad entwickelt, die sogenannte "Noria". Damit macht sich der Mensch zum ersten Male in seiner Entwicklungsgeschichte die Naturkraft zunutze. Das Wasserrad wird weiterentwickelt; der römische Architekturwissenschaftler Vitruv beschreibt 10 vor Christie den Funktionsmechanismus einer "Molina", einer Wassermühle.

Dieser Meilenstein der Technikgeschichte tritt alsbald seinen Siegeszug als damalige "High technology" durch ganz Europa an.

Einige Jahrhunderte nach den Wassermühlen kamen die Windmühlen auf. In Deutschland entstanden die ersten Windmühlen im 11. Jahrhundert auf. Die älteste Form ist die sogenannte "Bockwindmühle" oder auch "Deutsche Mühle" genannt. Später kommen andere, leistungsfähigere Mühlentypen hinzu, insbesondere die "Holländerwindmühlen".

Die erste Wassermühle in Deutschland wird an einem Nebenfluss der Mosel gelegen haben. Das Vordringen der Wassermühlen bis in den Nordseeraum vollzieht sich bis ca. 800 n. Chr. Die Müllerei gewinnt immer mehr an Bedeutung.

 

Das Ende der Wind- und Wassermühlen tritt im Zuge der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert durch die Erfindung der Dampfmaschine, des Verbrennungsmotors und des Elektromotors ein. Vollautomatisierte Großmühlen bilden mit ihrer um ein Vielfaches größeren Ausbaukapazität eine übermächtige Konkurrenz.

Heute sind die Wind- und Wassermühlen nahezu vollständig von modernen Großmühlen verdrängt worden.

Werdegang Walkmühlen

Die Wasserkräfte zu nutzen, verstand niemand besser als der erzgebirgische Berg- und Hüttenmann. Von ihnen lernten unsere Handwerker den Wert der Flüsse und Bäche für die Wirtschaft kennen. Und wie einst Papiermühlen, Hammerwerke, Getreide- und Brettmühlen, so hängen heute Holzschleifereien, Papierfabriken und zahllose Fabrikbetriebe aller Gattungen an den Mühlrädern oder Turbinen, die heimische Wasserkraft in neuzeitliche Maschinenkraft umzusetzen.

Schon vor 700 Jahren hatte fast jedes Dorf seine Mühle, jede Stadt deren mehrere. Dass diese außer Mehl und Brettern auch Gewerbeerzeugnisse herstellen halfen, lässt sich seit etwa 1400 nachweisen. 

Unter Vater Augusts Regierung reisten bereits Sachverständige durchs Gebirge, die unseren Vorfahren bessere Ausnutzung der Wasserkräfte zeigen sollten.

So der vielseitige Baumeister und Techniker Rochus von Lynar, Augusts Vorwerksverwalter im Erzgebirge, hatten im Jahre 1568 die Aufsicht über 71 Mahl-, Brett-, Walk und Ölmühlen, ungerechnet der vielen, die dem Kurfürsten nicht unterstanden. 

Die Hofmühle in Pfaffroda

Noch in Bearbeitung aus Erz. Heimatkalender 1942

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