Kino in Wünschendorf Erzgebirge

Filmvorführungen in Wünschendorf

Ja, auch Kino gab es einmal in Wünschendorf.

Ab Ende der fünfziger Jahre bis Anfang der Siebziger Jahre hieß es im Gasthof der "Kinomann" kommt. Ab 1969 dann in der Jahn-Halle.

Jeden Sonnabend, nachmittags um 15 Uhr gab es eine Kindervorstellung und abends 19.30 Uhr begann die Abendveranstaltung.

Gezeigt wurde meistens das damals gängiges DEFA-Material.

Die Anlage hierfür war eine TK-35, mit welcher zu DDR Zeiten Kino auf dem Lande ermöglicht wurde.

Bild: Teichler Wünschendorf Erzgebirge Kinoanlage TK-35
Kinoanlage TK-35
Bild: Teichler Wünschendorf Erzgebirge TK-35
Komplette TK-35 mit Lautsprecher

Die Anlage wurde am Nachmittag aus einem Lager oder vom vorherigen Vorstellungsort angeliefert und aufgebaut. Dann gab es 2 Vorstellungen und danach wurde wieder alles abgebaut.

Nach Fertigstellung der Jahn-Halle zog auch das Kino dorthin um.

In den Sommermonaten gab es hier immer sehr große Probleme mit der Verdunklung der großen Fenster. Aber auch das wurde damals gelöst.

Es gab in Wünschendorf auch Freilichtfilmveranstaltungen zum Beispiel im Hof des Waldcafés Stolzenhain. Die beiden Projektoren standen dabei auf der Straße und die Leinwand befand sich an der Giebelseite von Dreschers Scheune. Hat gut geklappt.

Die letzten Kino-Vorführungen gab es in Wünschendorf Anfang der siebziger Jahre in der Jahn-Halle, manchmal auch nur im Klubraum.

Text: R. Teichler

Zeiss TK35 dieser Projektor wurde durch den VEB Carl Zeiss Jena bis in die 60er Jahre hinein gebaut und ist wohl schon als legendär zu bezeichnen. Er wird angegeben als Lizenzbau eines sowjetischen Projektors. Ich habe schon europäische Vorkriegsprojektoren gesehen, die eine ähnliche Grundkonstruktion aufweisen. Mit dieser mobilen 35 mm-Technik wurde auf dem Gebiet der DDR der Landfilm aufgebaut. In die Orte, in denen es keine Kinos gab, kam regelmäßig ein Vorführer mit dieser Technik und "machte Kino". So war in den Sälen vieler Dorfgaststätten Hochbetrieb, wenn es nachmittags Kinderfilme und abends welche für Jugendliche und das reifere Publikum gab. Die DEFA-Wochenschau "Der Augenzeuge" war auch immer mit dabei (bis 1981) und natürlich auch mancher Dokumentarfilm, der die Vorzüge des Sozialismus pries. Wie überall machte auch in der DDR das Fernsehen dem Kino Konkurrenz. Dies wirkte sich natürlich auch auf den Landfilm aus. Aber gestorben ist er nicht. Es gab ihn bis zur Wende. Das zentral gelenkte Lichtspielwesen der DDR ließ viele kleine Kinos in Betrieb, die in der Privatwirtschaft längst Konkurs angemeldet hätten. Auch die Filmauswahl war staatlich organisiert. Zuerst gab es die bei der DEFA produzierten Filme mit vielen Problemfilmen des sozialistischen Alltags, die nicht jeder sehen wollte. Es führt jetzt zu weit, die gesamte DDR-Filmproduktion zu bewerten. Nur soviel, sie war recht vielseitig, und es gab eine ganze Reihe engagierter Künstler, die sehenswerte Filme produzierten. Gleich in den ersten Nachkriegsjahren entstanden Filme, die sich an der Vergangenheitsbewältigung versuchten. Gerade nach der Wende sieht man viele Filme mit anderen Augen oder kann einige überhaupt erst sehen, weil sie zur Entstehungszeit nur kurz oder überhaupt nicht liefen. Neben Filmen aus dem sozialistischen Ausland gab es einen nicht zu übersehenden Anteil westlicher Filme. Ältere Filme kamen immer mal wieder in die Kinos, teilweise mit neuen Kopien. Nun aber wieder zurück zur Technik und zur TK (Tonkinokoffer). Überall, wo mobiles Kino angesagt war, kam die TK35 zum Einsatz, z.B. auch bei Freiluftveranstaltungen. Erinnert sei an die Sommerfilmtage in den 60er und 70er Jahren.

Zur Grundausstattung gehören zwei komplette Projektoren, die einen Überblendbetrieb und damit pausenlosen Filmgenuss ermöglichen. Ein Netzteil und ein Röhrenverstärker mit Lautsprecherbox komplettieren die Anlage. Meist werden Leinwände bis 4 m für Normalbild und bis 6 m für Cinemascope eingesetzt. Cinemascope-Vorsätze können samt Halterung außen vor dem Objektiv befestigt werden. Im Osten hieß dieses Verfahren "Totalvision".

Die Konstruktion ist genial. Es gibt keinen Riemenantrieb in irgendeiner Form außer für die Aufwickelspule. Alle angetriebenen Teile sind direkt durch Zahnräder untereinander verbunden. Weil das Lampenhaus seitlich angesetzt wird, ist eine sehr kompakte Anordnung aller Teile möglich. Das Lampenhaus hängt fast frei neben dem eigentlichen Projektor. Damit ist eine gute Wärmeableitung möglich. Die notwendige Umlenkung des Lichts um 90° verringert allerdings etwas die Lichtausbeute. Die Tonlampe befindet sich im hinteren Teil des Gerätes und ihr Lichtstrahl wird ebenfalls umgelenkt. Das schafft ebenfalls Platz auf der Bedienseite. Eine große Flügelblende ist direkt am Malteserkreuzgetriebe angebracht. Sie dreht sich in Laufrichtung des Films und zerteilt den Lichtstrahl, bevor er umgelenkt wird. Im transportfertigen Zustand mit geschlossenen Seiten gibt es nirgends vorstehende Teile, die beschädigt werden könnten.

Text: Gerhard Last

Bild: Teichler Wünschendorf Erzgebirge Kino TK-35
TK-35 im Freilufteinsatz
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