Das Rittergut Wünschendorf im Erzgebirge
Kurze geschichtliche Abhandlung über die Entwicklung des Rittergutes Wünschendorf. Berufen können wir uns hier auf die Abhandlungen von Arno Krauß und den Chronik-Informationen von Kurt Göckeritz.
Weitere interessante Schilderungen bezogen wir aus Holtzendorffs Buch „Landsknecht und Hofnarr“.
Es gibt auch einen Beitrag von Frau Lotte Hilscher, die bis 1946 mit ihren Eltern im Rittergut gelebt
hat.
Als im Jahre 1621 ein Verzeichnis der steuerfreien, dem Lehngericht unterworfenen ritterlichen Besitzungen aufgestellt wurde, erhielt Wünschendorf wie alle bisherigen Vorwerke die Bezeichnung Rittergut. Urkundlich sind eine Reihe von Namen als Besitzer, Pächter oder Verwalter bekannt. Von ihnen sind nur einige erwähnenswert.
1606 wurde das Gut dem Reichard von Böhlau (auch Belaw und Belau) Cammerjunker und Reiterhauptmann, wegen seiner „langjährig treu geleisteten Dienste“zugeeignet. Um1670 wird als Besitzer Friedrich Zanthier, königlicher, polnischer und kurfürstlich sächsischer Kammerrat und Kreishauptmann im Erzgebirge, genannt. Dann tritt als Erb-, Lehns- und Gerichtsherr der königlich polnischen und kurfürstlich sächsische hoch wohlbestallte Amtsverwalter auf dem Fürstenhof bei Großschirma, Kirchhahn, auf. (siehe Teil Rotes Haus).
1880 wurde das Gut vom Besitzer der Herrschaft Rauenstein, von Herder, gekauft. Von seinen Erben erwarb es die Gräfin von Holtzendorff. Sie verpachtete es an einen Alfred Müller. Er wird heute noch als „Hofmüller“ erwähnt. Diese Besitz- und Pachtverhältnisse blieben bis 1945. Im Rahmen der Bodenreform wurde das Gut aufgelöst. Die „Herrschaften“ verschwanden aus dem Dorf.
Der Vollständigkeit wegen seien die urkundlich erwähnten Namen aufgeführt:
Die feudalen und feudal kapitalistischen Verhältnisse der nächsten Jahrhunderte brachten es mit sich, dass die Geschichte des Dorfes nicht von der des Gutsbesitzes Wünschendorf zu trennen ist. Erst das Jahr 1945 brachte hier in der Deutschen Demokratischen Republik eine Änderung der Verhältnisse.
Das waren die letzten Besitzer des Rittergutes Wünschendorf
Auf dem oberen rechten Foto ist der Sohn der beiden, Hans Graf von Holtzendorff, zu sehen. Er wurde 1945 enteignet.
Da er seit 1940 beim Militär war, hatte er diese Zeit in Wünschendorf direkt nicht erlebt.
Es gab auch noch eine Tochter namens Therese.
Vermählungsfeier des Grafen Hans von Holtzendorff mit Fräulein Mira von Herder 1909 auf Schloss Rauenstein.
Eine Postkarte von 1915 mit der Unterschrift Hans von Metzsch, der das Rittergut bis 1921 bewohnte.
Im Laufe der Jahrhunderte gab es einige prominente Besucher auf dem Rittergut Wünschendorf.
Im Jahre 1631, während des Dreißigjährigen Krieges, hatte der kaiserliche Feldherr Tilly hier Quartier aufgeschlagen.
Auch Friedrich der Große (Friedrich der Zweite von Preußen) hat 1763, als die letzte Schlacht im Siebenjährigen Krieg bei Freiburg geschlagen wurde, hier Stadion gemacht.
Napoleon Bonaparte traf 1807 seinen Bruder Jerome, der gerade König von Westfalen geworden war.
Richard Wagner soll im Revolutionsjahr 1843, auf der Flucht von Dresden nach Weimar, hier seinen Häschern entgangen sein.
Einige Auszüge aus den Abhandlungen von Arno Krauß über das Vorwerk, später Rittergut Wünschendorf.
Aufgrund der Größe seiner Ausführungen kann es hier nur in kleinen Teilen erfolgen.
Die Texte können, wie fast immer, mehrfach vergrößert werden.
Text: Arno Krauß; aufgearbeitet für das Amtsblatt Wünschendorf
Ansicht des Rittergutes am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts.
Nach 1945 begann der schleichende Abriss des ehemaligen Rittergutes.
Die verwendbaren Steine wurden als Baumaterial zum Bau der sogenannten Neubauernhäuser, die ab 1948 entstanden, für die Umsiedler benötigt.
Heute sind das hauptsächlich die Gebäude am Feldweg.
Die untenstehende Ansicht zeigt das Rittergut Wünschendorf vor etwa 250 Jahren (auf 2017 bezogen). Ein Nachforschen in früheren Zeiten wäre bestimmt ein interessantes Unterfangen, denn vor dem 30-jährigen Krieg muss das Gut schon bestanden haben und dürfte deshalb ein geschichtsträchtiges Objekt für unseren Ort darstellen.
Von 1754 an tritt als Erb-, Lehns- und Gerichtsherr des Rittergutes auf: Johann Georg Kirchhahn, seines Zeichens königlicher polnischer und kurfürstlicher sächsischer Hochwohlbestellter Amtsverwalter auf dem Fürstenhof.
In seiner Zeit könnte auch das Wappen auf dem Steinportal fallen.