Der Gasthof von Wünschendorf im Erzgebirge
Der Gasthof ist eines der ältesten und geschichtsträchtigsten Gebäude in Wünschendorf. Die Errichtung geht auf das Jahr 1435 zurück, die heutige Ansicht auf 1828.
Ganz früher als Erbschänke, später als "Krutzschens Gasthof" und nun nur noch als Gasthof Wünschendorf bekannt.
Wir greifen hier auf die Aufzeichnungen von Kurt Göckeritz, die er im Amtsblatt veröffentlicht hat, zurück. Es geht hier etwa bis 1940.
In den sechziger Jahren waren Ruth und Günter Kreutzer die letzten Wirte im Gasthof und danach wurde er dann endgültig als
Gastwirtschaft geschlossen.
Im Jahre 1975 kauft die neu gegründete PGH Elektroinstallation und Montage "elimo" Wünschendorf den Gasthof und richtet dort Verwaltung und Produktionslager ein.
Die beiden Fotos unten zeigen den Stammtisch mit Günter Kreutzer in der Mitte und den Gastraum Mitte der Sechzigerjahre.
In den fünfziger Jahren, bis 1969, wurden die Faschingsveranstaltungen noch vom Sportverein als Sportlerball im Gasthof durchgeführt.
Einige Bilder aus dieser Zeit gibt es hier.
Heute wird der ehemalige Schankraum im Gasthof unter anderem auch als Seniorentreff für die älteren Einwohner von Wünschendorf genutzt.
Ein paar Bilder von einer Veranstaltung am 4. April 2016.
Fotos: Reiner Teichler 2016
Die Aufzeichnungen von Kurt Göckeritz aus Wünschendorf
Die Erbschänke
Bei der Aufteilung des Bodens für das neue Dorf beließen es die Ansiedler für den von ihnen gewählten meist eine doppelte Hufe. Darauf entstand der Hof des Mannes, dem das Recht der Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit zustand. Hinzu kamen größtenteils noch andere Gerechtsame. So entstand in vielen Dörfern das Erbgericht.
In Wünschendorf finden wir einen Gasthof.
Dieser zeigt über dem Haustürstock die beiden Zahlen 1435 und 1828. Sie sind mit Farbe auf Zement aufgetragen. Dieser bedeckt zum Teil den alten Porphyr, aus dem der Türstock besteht.
Heute, 2014, steht noch immer eine Zahl über der Tür des ehemaligen Gasthofes.
Carl Salomon Krutzsch 1828
Krutzsch ließ seinen Sohn Friedrich Ferdinand auch das Schmiedehandwerk erlernen. Das bekundet das Lehrzeugnis, am 18. August 1857 ausgestellt. Krutzsch starb und hinterließ 10
Erben. Unter dem 3. Mai 1862 kauft der obengenannte Sohn die Erbschänke von den anderen Erben für 3800 Taler. Am 19. Juni 1869 wird er nach
feierlichem Eide als Ortsrichter und Urkundenperson eingesetzt.
Durch Kaufvertrag vom 6. Mai 1882 wird das zugehörige Grundstück vergrößert. Die Besitzer des Rittergutes verkaufen an Krutzsch zwei Parzellen mit
der Gesamtgröße vom 1ha 70a für 3036,60 Mark.
Am 1. Mai 1897 genehmigte die königliche Amtshauptmannschaft unter verschiedenen Bauvorschriften die Einrichtung eines Teschingschießstandes.
Im Jahre 1901 verkauft die Witwe von Krutzsch den Gasthof mit dem dazugehörigen Land für 30000 Mark an Gustav Hofmann. 1938 ging das Anwesen durch Kauf in den Besitz von Josef Findeisen über.
Teschingschießstand
Das Tesching (auch Teschink, Tisching, französisch Teschin (‚Büchse‘)) ist eine Handfeuerwaffe kleinen Kalibers (bis 6,5 mm), die ein Geschoss von geringem Gewicht mittels der Zündhütchenfüllung auf kurze Entfernung (10 bis 20 Meter) treibt. Sie ist angeblich nach der Stadt Teschen benannt. Flobert-Waffen werden auch als Tesching bezeichnet.
Die Waffe wurde am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielerorts für sportliches Schießen eingesetzt.
Eine Reihe von Schützenvereinen tragen daher die Bezeichnung Tesching oder Teschin im Namen. Gelegentlich wurden auch Langwaffen, die kein Pulver, sondern nur ein Zündhütchen zum Antrieb der Kugel nutzten, als Tesching bezeichnet. Waffen dieses Kalibers wurden auch oft von Jugendlichen jagdlich verwendet. Aufgrund der geringen Durchschlagskraft ließ sich jedoch nur Kleinwild wie Vögel aus großer Nähe damit jagen.
Diese Mauer hinter dem Gasthof kann man heute noch finden. Das sind die Reste des ehemaligen Teschingsschießstandes im Gasthof Wünschendorf.
Der ehemalige Gasthof Wünschendorf im Jahre 2016